Alpen 2023
Man soll es nicht glauben, es ist nun schon wieder 12 Jahre her, dass ich zuletzt in den Alpen mit dem Motorrad war. Ist ja auch kein Wunder, denn 1000 km Anfahrt sind ja auch kein Pappenstiel.
Roger, Steffen und ich starten am 02.09.2023 unsere Tour zu den Alpen von Schwerte - Ergste aus. Nach kurzer Zeit befinden wir uns auch schon im schönen Sauerland. Über Werdohl und Plettenberg fahren wir bis zur Hohen Bracht, wo wir die erste Pause einlegen. Danach steigen wir ins Rothaargebirge ein. Über kurvenreiche Straßen geht es zum Rhein-Weser Turm, der seinen Namen verdankt, dass er genau auf der Wasserscheide zwischen Rhein und Weser gebaut wurde. Alle Bäche, die von hier nach Osten fließen, fließen in die Weser. Und alle Bäche, die von hier nach Westen fließen, fließen in den Rhein. Von dort aus geht es weiter durch das Lahntal, den Oberwald (Naturpark Spessart) bis zum unterfränkischen Karbach. Dort legten wir die erste Übernachtungspause im Landgasthof Engelhardt ein. Empfangen wurden wir mit einem Dorffest mit reichlich Livemusik und leckerem Essen. Am nächsten Morgen ging es dann bei herrlichem Wetter weiter durch den Naturpark Frankenhöhe, Naturpark Altmühltal bis nach Weibhausen, wo wir die zweite Übernachtungspause einlegten. Die gewählte Unterkunft Gasthof Alpenblick war ein großer Fehlgriff. Verräucherte Zimmer, katastrophale Betten und ein mieses Frühstück hinterließen keinen guten Eindruck.
Am nächsten Morgen ging es dann weiter Richtung Großglockner. Unsere Tour führte uns zunächst parallel zum Tiroler Achensee entlang über kleine Straßen und Schotterpisten. Bei Klobenstein überquerten wir die Grenze zu Österreich und fuhren dann weiter zum Pillersee, wo wir unsere erste Rast einlegten. Danach ging es weiter Richtung Zell am See und dann der 168A folgend zum Großglockner. An der Mautstation waren wir über die hohe Mautgebühr erschrocken. 30 € wurden für Motorradfahrer verlangt. Die Großglockner Hochalpenstraße zählt seit fast 90 Jahren zu den monumentalsten Wahrzeichen Österreichs. Mit ihren 36 Kehren auf 48 km ist sie eine der berühmtesten Panoramastraßen Europas. Bei der Überquerung muss man auf jeden Fall den Franz-Josef-Gletscher und die Edelweißspitze besuchen. Kurz hinter der Großglockner Hochalpenstraße erreichten wir unsere erste große Unterkunft, nämlich die Villa Brandstetter in Heiligenblut. Dort warteten schon Walter und Hans-Joachim auf uns, die die weite Anfahrtsstrecke bis nach München mit einem Motorradanhänger zurückgelegt hatten und von dort aus mit dem Motorrad weiterfuhren. Am nächsten Morgen ging es dann los, Richtung Mölltal, der B106 folgend bis nach Karlsdorf. Die Hauptstraße fuhren wir dann nach Gmünd, wo wir von dort aus in die Malta Hochalmstraße einbogen. Die Straße wird von aus Fels gehauenen Natursteintunneln und scharfen Kehren geprägt, die die Reise zu einem Fahrvergnügen für Motorradfahrer gestalten. Sie ist 14,4 km lang, und das Endziel ist die Kölnbreinsperre, eine imposante Talsperre in 1993 m Höhe. Nachdem wir die grandiose Aussicht genossen hatten, ging es erstmal wieder zurück nach Gmünd, dann weiter nach Innerkrems, um von dort aus in die Nockberge einzusteigen. Die Nockalmstraße ist ein absolutes Highlight. Auf den 34 km befinden sich 52 Kehren und zahlreiche Kurven. Auch landschaftlich gesehen ein purer Genuss. Die 16 € Mautgebühren waren in diesem Fall gerechtfertigt. Eigentlich war geplant, einen Loop zu fahren, der den Millstätter See einschloss. Aber die Nockalm ließ uns nicht entfliehen, so dass wir die Strecke zurückfuhren und von dort aus wieder Richtung Heiligenblut fuhren.
Auch der nächste Tag war wieder mit Highlights bestückt. Zuerst ging es zum Iselsbergpass, dann entlang der Drau zur Gailberghöhe. Weiter zum Plöckenpass, der kurzfristig gesperrt war, weil ein LKW-Fahrer eine Kehre nicht nehmen konnte. Wir befuhren den Zoncolan mit seinen eindrucksvollen kleinen Straßen. Teilweise hatten wir dort Steigungen bis zu 20°. Dann ging es weiter der SS52 folgend bis nach Innichen. Der letzte Teil der Strecke nach Heiligenblut war nicht mehr so interessant.
Nun war ein Unterkunftswechsel angesagt, und zwar sollte unsere nächste Unterkunft in Tösens sein, im 'Haus Tyrol', das in der Nähe vom Reschenpass liegt. Wir starteten wieder von Heiligenblut und fuhren zuerst Richtung Lienz, anschließend Richtung St. Johann im Walde und von dort aus ins wunderschöne Defereggental. Danach befuhren wir den Stallersattel, der immer nur einseitig befahrbar ist. Die Befahrbarkeit wird durch zwei Ampeln geregelt. Auch befindet sich die Passhöhe direkt zur Landesgrenze von Österreich nach Italien. Nachdem wir den Stallersattel und das Antholzer Tal hinter uns gelassen hatten, mussten wir erst eine verkehrsreiche Strecke überbrücken, über Bruneck bis kurz vor Brixen. Dann fuhren wir Richtung Brenner Pass, um dann kurz vorher links zum Jaufenpass abzubiegen. Der Jaufenpass oder einfach Jaufen ist ein Gebirgspass in Südtirol. Er verbindet auf einer Höhe von 2094 m s.l.m. das Vinschgau mit dem Passeiertal bzw. großräumiger Passeier mit dem Wipptal. An der Passhöhe endet zudem auch das parallel zum Passeiertal verlaufende Jaufental. Der Jaufenpass ist eine landschaftlich reizvolle, knapp 40 Kilometer lange Passstraße mit 44 Kehren, die auf 2.094 Metern endet und auf österreichischer Seite wieder hinunterführt. Zwischen St. Leonhard im Passeiertal und Sölden in Nordtirol verlaufend, eröffnen sich auf der Jaufenpassstraße Fernsichten auf die umliegenden Berge und Täler. Nun wurde es aber auch langsam Zeit, dass wir unser Ziel erreichten. Also fuhren wir zügiger, jedoch immer den Verkehrsregeln entsprechend, durch das Ötztal Richtung Imst, Landeck und dann nach Tösens. Dort wurden wir schon sehnsüchtig von der Pensionsbesitzerin Frau Schranz erwartet. Zu meinen Motorradhochzeiten gehörte diese Pension immer wieder zu meinen Anlaufpunkten, zuletzt war ich dort 2011. Also klönten wir erst ausgiebig, bevor wir in das einzige Restaurant des Ortes wanderten.
Am nächsten Morgen begann, nach einem ausgiebigen Frühstück, sozusagen unser letzter Alpentag. Meine ursprünglich geplante Route musste ich ändern, da der Umbrailpass gesperrt war. Also erhielt meine Alternativroute den Vorzug. Zuerst ging es hoch zum Reschenpass, vorbei am Reschensee, weiter Richtung Schluderns, um dann auf die SS38 zu wechseln, die uns zur spektakulärsten Passanfahrt der Alpen führte, nämlich das Stilfser Joch. Da es an diesem Tag nicht so gut für mich lief, überließ ich den Kollegen die Vorfahrt, damit ich ihnen nicht den Fahrspaß verdarb. Nun ja, Fahrspaß, ich habe eine andere Definition vom Stilfser Joch. Bei den engen Kehren kommt garantiert kein Fahrspaß auf. Aber dafür ist die Aussicht grandios und beeindruckend. Nach einem kurzen Aufenthalt an der Passhöhe (2758m) fuhren wir weiter nach Bormio, um von dort aus Richtung Passo del Gavia (2652m) zu fahren. Als ich das erste Mal den Gaviapass 1988 befuhr, bestand er noch zu 80 % aus Schotterpisten. Mittlerweile hat er sich leider zu einer Rennstrecke entwickelt. Aber trotzdem ist der Fahrspaß geblieben. An der Passhöhe drehten wir wieder um, denn wir wollten weiter nach Livigno. Dort tankten wir erstmal wieder günstig. Eigentlich wollten wir durch den Munt-la-Schera-Tunnel fahren, doch dieser war leider gesperrt. Also musste wieder eine Alternative her, und die hieß Bernina Pass (2290m). Der Bernina Pass bildet eine Verbindung zwischen dem Veltlin, dem Puschlav und dem Oberengadin. Der Bernina Pass ist einer der höchsten ganzjährig offenen Pässe der Alpen. Die gut ausgebaute Straße ließ uns zügig vorankommen. Nun ging es wieder Richtung Unterkunft über St. Moritz und Zernez.
Leider war dies der letzte Tag in den Alpen. Walter und Hans-Joachim fuhren wieder zurück nach München. Roger, Steffen und ich fuhren weiter in den Schwarzwald. Wir hatten super Wetter, wenig Verkehr und immer gute Laune. Ich hoffe, dass es nicht wieder 12 Jahre dauert, bis ich wieder in die Alpen fahre.
Gefahrene Pässe:
Griessenpass, Grossglockner, Maltatal, Nockalmstrasse, Gailberghöhe, Plöckenpass, Zoncolan, Sappadapass, Kreuzbergpass, Isselsbergpass, Staller Sattel, Jaufenpass, Timmelsjoch,
Reschenpass, Stilfser Joch, Gavia Pass, Foscagno, Passo Forcola, Berninapass, Albergpass, Flexenpass, Hochtannbergpass,